Bayern feiert 100 Jahre Patrona Bavariae in München
Zeugen der Hoffnung sein
"Es gibt keinen Weg der Kirche ohne die Muttergottes – wir werden Maria als Begleiterin haben, die uns auf den Weg zu Christus hinweist", erklärte Kardinal Reinhard Marx in seiner Predigt auf dem Münchner Marienplatz am 13. Mai, kurz bevor er an der Mariensäule das Land Bayern an die Gottesmutter weihte. Mit einem großen Fest, an dem über 10.000 Menschen teilnahmen, endete ein insgesamt siebenjähriger Glaubens- und Gebetsweg zu Ehren der Patrona Bavariae, deren Festtag vor 100 Jahren eingeführt wurde. Begonnen hatte der Weg am 7. Mai 2011 in Altötting – und auch aus der Region um den Wallfahrtsort kamen u.a. mit der Marianischen Männerkongregation (MC) viele Gläubige in die bayerische Landeshauptstadt. Abgeschlossen ist der Glaubensweg freilich nicht: "Die Wallfahrt zur Gottesmutter Maria geht immer weiter", versicherte Kardinal Marx.
Und dann schien doch die Sonne und die vergoldete Madonna mit der Krone auf dem Haupt und mit Zepter und dem Jesuskind in den Händen erstrahlte im Licht. Das war so nicht unbedingt vorherzusehen, hatte der Wetterbericht doch Regenschauer und Gewitter gemeldet. Nur einmal um die Mittagszeit regnete es, ansonsten erfreuten sich die Festtags-Teilnehmer an Sonnenschein und warmen 20 Grad. Mit ihren blauen Schals, auf denen eine Abbildung der Muttergottes und das Wallfahrtsmotto "Mit Maria auf dem Weg" zu sehen war, dominierten die Pilger das Bild in der Münchner Fußgängerzone.
"Keine Miesmacher sein"
"Wir sind mit Maria auf dem Weg der Hoffnung", erklärte Kardinal Marx bereits vor sechs Jahren in Altötting. Seitdem fand jedes Jahr im Mai in einer anderen der sieben bayerischen Diözesen eine Sternwallfahrt zu Ehren der Schutzfrau Bayerns statt. In München wiederholte der Kardinal seine Kernaussage: Christen müssten "Zeugen der Hoffnung, Zeugen der Zuversicht" sein, dafür, "dass die Welt nicht bleiben muss, nicht bleiben kann, wie sie ist", erklärte er. Gott könne "Hoffnungslosigkeit in Hoffnung, Erbärmlichkeit in Herrlichkeit" verwandeln: "Wir sind Zeugen der Hoffnung für die größeren Möglichkeiten Gottes." Wichtig sei dies "gerade in unserer Zeit, wo so viel Bedrängnis da ist", sagte er u.a. mit Verweis auf die Christenverfolgung weltweit.
An die Gläubigen auf dem Marienplatz appellierte Marx die christliche Botschaft in die Welt hineinzutragen; sie sollten "in dieser Gesellschaft nicht die Miesmacher der Nation", "nicht die resignativen Truppen der Vergangenheit", sondern "die Vorboten der Zukunft Gottes" sein. Mit Blick auf das Evangelium von der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-12) erklärte Kardinal Marx, dass die Welt immer wieder verändert und verwandelt werden müsse. Maria zeige uns, worauf es ankommt: "Was Er euch sagt, das tut", zitierte der Kardinal aus dem Johannes-Evangelium und verdeutlichte: "Was Er, Christus, euch sagt, nicht was andere sagen." Die Gottesmutter könne hierbei eine Hilfe sein: "Mit Maria sehen wir, erfahren wir, dass der Kern des christlichen Glaubens nicht zunächst eine Lehre ist, eine Moral, ein Gedankengebäude, sondern vor allem ein Fest, eine Begegnung, eine Verzauberung der Welt, eine Öffnung der Welt", so Kardinal Marx. "Welch ein Glück, welch eine Freude, dass wir Maria haben, dass sie mit uns geht!" Mit einem Marienlied und der Bayernhymne endete der Festtag.
"Geht weiter mit Maria!"
Der Gottesdienst, an dem alle bayerischen Bischöfe teilnahmen, wurde mit der Marienweihe an der Mariensäule abgeschlossen, bei der Kardinal Marx die Gottesmutter neu um Schutz und Fürsprache für das Erzbistum München und Freising und ganz Bayern bat. Vor dem Gottesdienst waren die Gläubigen der sieben bayerischen Bistümer in einer Sternprozession von verschiedenen Plätzen der Münchner Innenstadt zum Marienplatz gezogen. Begleitet wurden sie von zahlreichen Ministranten, Fahnenabordnungen von Vereinen und Verbänden sowie Musikkapellen. Zusätzlich machte sich eine Gruppe orthodoxer Christen von der Salvatorkirche aus auf den Weg.
Auch die Politik war vertreten: An dem Festgottesdienst nahmen Ministerpräsident Horst Seehofer, Landtagspräsidentin Barbara Stamm sowie zahlreiche weitere Spitzenvertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft teil. Besonderer Gast war Herzog Franz von Bayern, Chef des Hauses Wittelsbach, dessen Familie großen Anteil hatte an der Einführung des Festtages Patrona Bavariae im Jahr 1917.
Bereits ab Freitag, 12. Mai, war für die Gläubigen ein umfangreiches Begleitprogramm geboten: So gab es für die rund 2.000 jugendlichen Pilger eine Jugendnacht im Kirchlichen Zentrum in München-Haidhausen und ein großes Pfadfinderlager auf dem Odeonsplatz. Am Richard-Strauß-Brunnen in der Fußgängerzone und am Rindermarkt gestalteten Vereine und Verbände ein Rahmenprogramm (siehe unten). Zahlreiche freiwillige Helfer engagierten sich in der Vorbereitung und Gestaltung des Festtages. Pilger konnten sich auch zu Fuß auf den Weg zum Marienplatz machen: eine Gruppe startete an der Wallfahrtskirche Maria Thalkirchen, der Münchner Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg begleitete eine weitere Gruppe, die sich an der Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf auf den Weg machte. Wie Kardinal Marx bereits feststellte: Die Wallfahrt geht weiter. Den Pilgern sprach er in seiner Predigt Mut zu: "Lasst Euch nicht unterkriegen, geht weiter mit Maria."
Text: Michael Glaß / gob, Fotos: Michael Glaß
Die MC stellt sich vor
Als Kapuziner habe ich ein erfülltes Leben, Langeweile kenne ich nicht", antwortete der Präses der Marianischen Männerkongregation Altötting (MC), Kapuzinerpater Br. Georg Greimel, auf die Frage von Uschi Dämmrich von Luttitz, die wissen wollte, wieso sich ein Ordensleben lohne. Die TV-Moderatorin des Bayerischen Rundfunks führte durch ein Programm am Richard-Strauß-Brunnen in der Münchner Fußgängerzone, das kirchlichen Vereinen und Verbänden Gelegenheit bot, sich vorzustellen. Ein paar hundert Besucher verfolgten den Auftritt der MC – MC-Präses Br. Georg, der Altöttinger MC-Präfekt Stefan Burghart und der Pro-Präfekt der Marianischen Männerkongregation München (MMK), Gerd Jacob, stellten den Zuschauern in einer sehr kurzweiligen und unterhaltsamen Stunde die Anliegen der MC – Br. Georg: "Den Glauben erhalten und den Glauben im Alltag leben" – und außerdem drei besondere ehemalige Sodalen vor: den hl. Bruder Konrad, den seligen Pater Rupert Mayer und den seligen Franz Jägerstätter.
Insgesamt nahmen mehrere hundert MC-Sodalen mit sehr vielen Fahnenabordnungen aus den einzelnen Ortsgruppen am Festtag teil; die Sodalen kamen aus den verschiedenen bayerischen Zentralkongregationen, u.a. aus Cham, München, Pfreimd, Aschaffenburg, Amberg und natürlich aus Altötting, wo vor allem die rund 50 Sodalen aus der MC des Pfarrverbands Reischach mit Pfr. Ludwig Samereier hervorstachen. MC-Sekretär Michael Reiser resümierte den Tag: "Das war ein starkes Glaubenszeugnis." Auch mit dem Interesse am Infostand der MC in der Fußgängerzone vor der Bürgersaalkirche zeigte er sich sehr zufrieden. Die MC verteilte u.a. Kuverts mit Bildern der drei vorgestellten Glaubenszeugen sowie mit einem Rosenkranz. Dort wurden übrigens auch Freiexemplare der aktuellen Ausgabe des Altöttinger Liebfrauenboten verteilt; recht häufig jedoch lehnten die Besucher des Standes ab: "Den haben wir schon", hieß es dann. Eine Abonnentin meinte: "Also wenn Ihre Leser heute nicht hier wären, wer denn dann?!" Auch wieder wahr ...
Text und Fotos: Michae Glaß
Impressionen
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